Steiner Anzeiger |
Dienstag, 26. November 2019 |
«Klärli und der belgische Pilot» auf der Steiner Schwanenbühne
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(Foto Marc Rossi)
Es scheint, als würde sich die Bühne drehen, als würde sie gleich einer Zeitmaschine
mit dem Publikum durch die Epochen reisen. Immer wieder tauschen die drei Künstler
ihre Position, schlüpfen in verschiedene Rollen, spielen, musizieren oder erzeugen
mit ihren Instrumenten Hintergrundgeräusche und erzählen in einer Mischung von Roman
und Theater die Lebensgeschichte von Klärli JungLocher. «Eine wahre Geschichte», betont
ihre Enkelin Cornelia Montani. Zusammen mit ihrem Mann Daniel Schneider (beide leben
seit einigen Jahren in Stein am Rhein) und Joe Fenner ersteht aus Briefen, Notizen
und Aufzeichnungen eine poetische Lebens und Liebesgeschichte eines Mädchens aus
der Innerschweiz.
«Klärli und der belgische Pilot» ist ein in einfachen Worten dargestelltes Stück,
das im vollen Saal des Schwanen Kino & Theater sofort ankommt. Im zumeist älteren
Publikum werden Erinnerungen an eigene oder weitererzählte Erlebnisse wach. Von
Überraschungen in Liebesangelegenheiten bleibt ohnehin keiner verschont. So bringt
Klärlis Holzschatulle nicht nur ihre eigenen Geheimnisse ans Licht. Die Aufführung
im Schwanen war schon seit Wochen ausverkauft, weitere Auftritte
auf: www.corneliamontani.ch.
MARC ROSSI
Schaffhauser Nachrichten |
Montag, 23. Sept. 2019 |
Zwischen der grossen Liebe und den Konventionen
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Mit «Klärli und der belgische Pilot» wurde auf der Haberausbühne ein aussergewöhnliches
Projekt gezeigt: Eine wahre Geschichte, die fesselt.
SCHAFFHAUSEN. Am Freitag bespielte das «Schauwerk» die Haberhausbühne mit einem
in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlichen Abendprogramm. Erzählend, musizierend
spielend spürten Cornelia Montani, Joe Fenner und Daniel Schneider dem ereignisreichen
Leben einer Innerschweizer Arztfrau aus dem letzten Jahrhundert nach. Doch Anna Klara
Locher, genannt Klärli, war eben viel mehr als einfach nur die Frau eines erfolgreichen
Arztes. Das aufgeführte Projekt «Klärli und der belgische Pilot – eine Liebe im 19.
Jahrhundert» entstand nach dem biografischen Roman «Sei lieb mit Klärli» von Clairelise
Montani – der Tochter von Klärli und Mutter der Schauspielerin Cornelia Montani.
Feinfühlig und facettenreich transportierte das Trio um Klärlis Enkelin über eineinhalb
Stunden grosse Emotionen – immer wieder auch mit einem Augenzwinkern.
Eine Zugfahrt vom ländlich innerschweizerischen Cham am Zugersee nach Brüssel, Tatendrang,
eine grosse Liebe. Später, zu Hause, eingeholt von gesellschaftlichen Zwängen und
Erwartungen, der Depression und Morphiumsucht ihres Ehemannes, dem Lauf der Geschichte.
Grosse Gefühle im Ganzen verortet
Klärli Lochers Leben ist geprägt von grossen Gefühlen, Sehnsucht, Aufopferung.
Der Abend im Haberhaus war kurzweilig: Wie geht es weiter mit Klärli? Wird sie
sich ihrem Schicksal und den Erwartungen anderer fügen oder mit den Konventionen
brechen? Was geschieht mit Jean, dem belgischen Militärpiloten, den Klärli
als junge Nurse in Brüssel kennengelernt hat? Gekonnt bettet die Inszenierung
die emotionale Zerrissenheit der Protagonistin ein in den zeitgeschichtlichen
Horizont: Erster Weltkrieg, Generalmobilmachung, Geschlechterrollen: Klärli
bewegt sich einerseits folgsam im Rahmen der ihr zugewiesenen Stellung,
andererseits beweist sie immer wieder, dass sie diesen mit Aufmüpfigkeit
und Entschlossenheit sprengen kann. Gerade auch die musikalische Umsetzung
ist sehr stimmig: Mit Gesang, Akkordeon, Klarinetten und Saxofonen
gelingt dem Ensemble eine emotionale Verortung der bewegten Geschichte in
der Schweiz der Kriegs- und Nachkriegsjahre.
Neben von Martin Schumacher eigens für die Inszenierung komponierten Stücken
hörte das Publikum auch typisch belgisch-französische Klänge. So zum
Beispiel ein Chanson von Jacques Brel: «Quand on a que l’amour», von Joe
Fenner aus voller Kehle gesungen. Doch Anna Klara Locher hatte mehr als die
Liebe: Sie hatte Kraft, Mut, immer wieder Lebenslust und eine gute Freundin,
die mit ihr durch dick und dünn ging.
URSINA STORRER
Aargauer Zeitung |
Dienstag, 17. September 2019 |
Intrigen, Albträume, filmreifes Happy End:
Eine Lebensgeschichte kommt auf die Bühne
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Cornelia Montani spielt zusammen mit Joe Fenner (l.) und Daniel Schneider die
Lebensgeschichte ihrer Grossmutter nach.
Baden
Das ThiK Theater im Kornhaus feiert seinen Saisonauftakt
in Baden mit einer unglaublichen,
aber wahren Liebesgeschichte: «Klärli und der belgische Pilot».
Junge Schweizerin verliebt sich in belgischen Piloten, heiratet aber wegen des
Standesdünkels ihrer Mama einen erfolgreichen Schweizer Arzt...
Doch die Ehe entwickelt sich zum Albtraum...
Erst nach dem Tod des Gatten kommt das Glück zurück. Dank einer neuen Karriere in New York.
Und auch der Pilot taucht wieder auf... 46 Jahre nach dem ersten Treffen...
Sie haben nie aufgehört, einander zu lieben.
Diese Story ist nicht etwa der vor Kitsch triefende Plot eines Spielfilms, sondern die
Lebensgeschichte von Klärli Jung-Locher aus Cham. Ihre Tochter Clairelise Montani hat sie
zusammengetragen. Daraus entwickelte sich über die Jahre das 631 Seiten starke Buch
«Sei lieb mit Klärli».
Das Trio zeigt auf der ThiK-Bühne eine starke Leistung.
Cornelia Montani, die Enkelin von Klärli, spürt im Theaterprojekt «Klärli und der belgische
Pilot» zusammen mit Joe Fenner und Daniel Schneider erzählend, musizierend und spielend dem
Leben ihrer Innerschweizer Grossmutter nach.
Fenner switcht zwischen den Rollen des belgischen Piloten Jean und dem Dorfarzt Dr. Emil
Jung gekonnt hin und her. Montani bringt das ganze Gefühlschaos von Klärli mit sparsamer
aber wirkungsvoller Mimik und Gestik zum Ausdruck.
Die Tagebuchauszüge und Erzählungen werden mit den Klängen von Akkordeon und Blasinstrumenten
verwoben... Ein Saxofon gibt das rhythmische Dampfen des Zugs wieder, mit dem Klärli 1931 nach
Brüssel reist. Dort tritt sie ihre erste Stelle als Säuglingsschwester an.
Französische Wortfetzen, nur geflüstert, und das Rühren in einer Kaffeetasse bringen das Kopfkino
des Publikums zum Laufen. Man sieht das Bistro... in dem die junge Frau Pilot Jean kennen lernt
und sich in ihn verliebt... und trotzdem den smarten Dorfarzt Emil heiratet...
...eine Ehe mit viel Licht und Schatten... denn Emil war manisch-depressiv, drogen- und
streitsüchtig... an der Innentüre seines Schrankes klebte ein Zettel, auf dem er mit rotem
Stift notiert hatte: «Sei lieb mit Klärli». So entstand der Titel des Buches.
URSULA BURGHERR
Ein Stück Chamer Geschichte als Theaterstück: Am Freitag war Vorpremiere im
Saal des «Steirereck».
Es ist eine verrückte Geschichte über die Innerschweizer Arztfrau Klärli, die aus der
Feder von Rosamunde Pilcher stammen könnte – und doch auf wahren Tatsachen beruht.
Denn das musikalische Erzähltheater «Klärli und der belgische Pilot», das am
Freitag im vollbesetzten Kreuzsaal in Cham Vorpremiere feierte, basiert auf der
Biografie von Clairelise Montani «Sei lieb mit Klärli», worin sie das Leben ihrer
Mutter Klärli Jung-Locher beschreibt. Genauso bewegend und spannend wie das Buch
war die Aufführung...
Die drei Akteure Cornelia Montani, Joe Fenner und Daniel Schneider zeichneten erzählend,
spielend und musizierend wichtige Episoden aus Klärlis Leben nach. Das meiste spielt
sich im letzten Jahrhundert in den Zwischenkriegsjahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg ab,
wobei im Stück die damaligen Lebensbedingungen locker einfliessen.
Mit dem Lied vom “Dörfli am Zürisee“ zur Zeit der Landi 1939, zu dem Cornelia Montani
Akkordeon, Joe Fenner Klarinette und Daniel Schneider Saxofon spielt, beginnt das
einaktige Stück. «Es ist die Geschichte meiner Grossmutter, die 1931 als 19-Jährige
erstmals ins Ausland reiste. Weg von daheim, ich bin jung, ich bin frei», singt
Cornelia Montani, die nach der Mode der Dreissigerjahre gekleidet nun eindrücklich
die Rolle der Grossmutter als lebenslustige junge Frau einnimmt und erzählt: von Brüssel,
ihrer Freundin Lina, der Begegnung mit Jean, dem belgischen Piloten, in den sie
sich verliebt.
Mit berührenden Szenen spielen die drei Akteure Stationen von Klärlis Leben nach,
die nach dem Jahr in Brüssel heim muss und auf Jeans Briefe wartet... Wie sie den
jungen Dorfarzt kennen und lieben lernt, doch die mondäne Ehe zum Albtraum wird...
Trotz einem Leben im Wohlstand leidet Klärli zunehmend unter den Enttäuschungen.
Das Stück verdeutlicht die damaligen gesellschaftlichen Zwänge, aber auch, wie
sich Klärli daraus befreit und wie die Lebenslust ihr ein spätes Liebesglück beschert.
Trotz der ernsten Passagen gibt es heitere Momente, die das Publikum zum Lachen bringen.
Joe Fenner erweist sich als grosser Komödiant, der vom Erzähler nahtlos in die Rollen
der Mutter, des belgischen Piloten und des Dr. Jung wechseln kann.
Gespannt verfolgte das Publikum die dramatische Geschichte, die ein überraschendes
Happy End findet.
Grosser Schlussapplaus... stehende Ovationen...
MONIKA WEGMANN
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